US-konzerne bauen ihre dominanz an den weltbörsen aus – Europa und Asien fallen zurück


  • Neun der zehn teuersten Unternehmen der Welt kommen aus den USA
  • Exxon, Apple und Google führen das Börsenranking an
  • Fünf der 100 teuersten Unternehmen der Welt kommen aus Deutschland
  • Kein österreichisches Unternehmen unter den Top 100

US-Unternehmen dominieren die Weltbörsen: Von den 100 höchstbewerteten Unternehmen der Welt haben 47 ihren Sitz in den Vereinigten Staaten – zu Jahresbeginn waren es nur 39. Gleichzeitig ist die Bedeutung Europas und Asiens gesunken: Die Zahl der europäischen Unternehmen im Top 100-Ranking ist von 34 auf 30 zurückgegangen, die der asiatischen Unternehmen von 16 auf 15. Auch China entwickelt sich schwach: Die Zahl der chinesischen Unternehmen in den Top 100 ist von 10 auf 9 gesunken.

Während Europa insgesamt schwächer abschneidet, behauptet Deutschland seinen vierten Rang im Länderranking. Fünf deutsche Unternehmen konnten sich unter den 100 wertvollsten Unternehmen der Welt platzieren, Ende 2011 waren es nur vier. Volkswagen als höchstplatzierter deutscher Konzern belegt mit einem Börsenwert von knapp 92 Milliarden US-Dollar Platz 60. Auf den Plätzen 62 bis 64 folgen SAP, Siemens und Bayer. BASF belegt Rang 70.

Das wertvollste Unternehmen der Welt ist zur Jahresmitte Exxon; der Energieriese überholte den Computerhersteller Apple und ist derzeit knapp 402 Milliarden US-Dollar wert – 7 Milliarden mehr als vor einem halben Jahr. Apples Börsenwert sank hingegen im Lauf der vergangenen sechs Monate um über 128 Milliarden US-Dollar auf 372 Milliarden US-Dollar.

Das sind Ergebnisse einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die die Marktkapitalisierung der am höchsten bewerteten Unternehmen weltweit untersucht.

Gerhard Schwartz, Partner bei EY Österreich, über die Ergebnisse: „Viele Länder der Eurozone geraten derzeit ins Hintertreffen. Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in den Krisenländern, die Sparmaßnahmen der Regierungen und die geringe Investitionsbereitschaft der Unternehmen lassen eine Konjunkturerholung in der Eurozone derzeit als sehr unwahrscheinlich erscheinen. Wichtige europäische Märkte stecken tief in der Rezession, deren Ende nach wie vor nicht in Sicht ist.“

Schwartz‘ Ausblick auf die zweite Jahreshälfte fällt entsprechend zurückhaltend aus: „Die ausbleibenden Wachstumsimpulse aus Europa machen den Unternehmen spürbar zu schaffen. Aber gerade die stark international aufgestellten Konzerne werden weiter von der starken Nachfrage in China und den USA profitieren können.“

Generell sei angesichts der hohen Aktienkurse durchaus Vorsicht geboten: „Weltweit sorgen historisch niedrige Zinsen und günstiges Zentralbankgeld für ein hohes Niveau der Aktienkurse. Aber die Zeit des billigen Geldes wird nicht ewig dauern – wenn die Zinsen wieder steigen, dürfte das spürbare Auswirkungen auf die Aktienmärkte haben.“

US-Unternehmen dominieren die Börsen der Welt
Um die US-Konzerne kommen die Anleger derzeit offenbar nicht herum; die USA dominieren eindeutig das Geschehen auf dem Parkett. Fast jedes zweite Unternehmen im Top 100-Ranking hat seinen Sitz in den USA, ebenso neun der zehn teuersten Unternehmen der Welt. Europa ist unter den Top 10 gar nicht mehr vertreten, China nur noch mit einem Unternehmen (Industrial and Commercial Bank of China).

„Derzeit läuft es gut für die US-Unternehmen“, stellt Schwartz fest. „Während Europa unter den Folgen der Schuldenkrise leidet, profitieren die US-Konzerne von der besseren Entwicklung der heimischen Wirtschaft.“ Als Einwanderungsland stünden die Vereinigten Staaten obendrein deutlich weniger stark vor den Problemen des demographischen Wandels als andere wichtige Wirtschaftsregionen: „Europa und Asien altern – die USA hingegen bleiben auf Wachstumskurs“. Zudem spielen der große Binnenmarkt und der starke Unternehmergeist in den USA eine positive Rolle: „Die USA schaffen es immer wieder, innovative Technologieunternehmen hervorzubringen, die rasch zur Weltspitze gehören. Diese Innovationskraft ist die große Stärke der amerikanischen Wirtschaft“, so Schwartz.

Obendrein erlebe die US-Industrie derzeit eine regelrechte Renaissance, angeheizt vom Fracking-Boom. „Billige Energie und dadurch niedrigere Preise – davon profitieren insbesondere energieintensive Unternehmen aus der Industrie. Auch europäische Konzerne nutzen diesen Vorteil zunehmend für sich und bauen verstärkt Produktionskapazitäten in den USA auf. Von einer solchen Dynamik ist in Europa derzeit wenig zu spüren.“

Seit einigen Jahren sinkt auch das Gewicht Asiens an den Weltbörsen. So waren Mitte 2009 noch elf chinesische Unternehmen unter den Top 100, mit Petrochina stellte China auch das teuerste Unternehmen der Welt. Derzeit ist China nur noch mit neun Unternehmen im Ranking vertreten. „Die China-Euphorie ist vorerst vorbei“, stellt Schwartz fest. Gründe seien die überraschend schwachen Konjunkturdaten in China sowie Skepsis in Bezug auf die Stabilität des dortigen Finanzsektors.

Auch Japans Bedeutung sinkt seit Jahren – derzeit können sich nur noch drei japanische Konzerne im Top 100-Ranking platzieren, zu Jahresbeginn 2012 waren es noch fünf.

Finanzdienstleister verlieren an Gewicht
Im Branchenvergleich erweisen sich vor allem die Hersteller von Basiskonsumgütern wie Lebensmitteln oder Medikamenten als stark: 26 Unternehmen in den Top 100 sind dieser Branche zuzurechnen. Der Finanzsektor hat hingegen einen Dämpfer bekommen: Nach 23 Unternehmen zu Beginn des Jahres können sich aktuell nur noch 19 Finanzdienstleister in den Top 100 platzieren.

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