STADT im KRIEG — Die Halleiner Eugen-Grill-Werke

Ausstellungsreihe zur Halleiner Stadtgeschichte fortgesetzt
Haslauer eröffnete Ausstellung «Stadt im Krieg» im Keltenmuseum


(LK) «Die aktuelle Ausstellung des Keltenmuseums Hallein führt die Sonderausstellungsreihe Halleiner Stadtgeschichte(n) auf beeindruckende Weise weiter. In der Schau ‘Stadt im Krieg‘ werden die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen von den letzten Jahren der Monarchie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gezeigt. Der thematische Schwerpunkt umfasst die Kriegsjahre von 1939-1945 und stellt den größten Rüstungsbetrieb des Landes Salzburg während des Dritten Reichs, die Eugen-Grill-Werke, in den Mittelpunkt. Zu dieser äußerst interessanten Ausstellung, die ein schwieriges Kapitel unserer Zeitgeschichte anschneidet, möchte ich Mag. Florian Knopp und dem gesamten Team des Keltenmuseums gratulieren und danken. Mein Dank gilt auch den zahlreichen Leihgebern, ohne die diese Ausstellung nicht möglich gewesen wäre», sagte heute, Donnerstag, 1. September, Museumsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer bei der Eröffnung der Sonderausstellung im Keltenmuseum Hallein.

«Wir dürfen auch nicht vergessen, dass zum Teil in der Produktion der Grillwerke und beim Vortrieb der Grillstollen Zwangsarbeiter zu den Arbeiten herangezogen wurden, deren Schicksal zu gedenken ist. Auch deshalb ist die wissenschaftliche und didaktische Aufarbeitung und Präsentation dieses Themas sehr wichtig», so Haslauer.

Stöckl: Ausstellung auch Ergänzung für den Geschichtsunterricht

Bürgermeister Dr. Christian Stöckl betonte unter anderem, dass bei der Aufbereitung der Stadtgeschichte die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus nicht ausgelassen werde. Dies müsse auch für den Unterricht in der Schule gelten. “Die Ausstellung soll dafür eine sinnvolle Ergänzung bieten. Junge Menschen erfassen die Unentrinnbarkeit historischen Geschehens am besten, wenn sie am Beispiel des eigenen Ortes erfahren, was vorgefallen ist.“

Größter Rüstungsbetrieb in ehemaliger Tabakfabrik

Noch heute trägt das Gebäude der ehemaligen Tabakfabrik in Hallein die Aufschrift «Eugen-Grill-Werke». Nur wenig bekannt ist, dass sich hier der größte Rüstungsbetrieb des Landes Salzburg im Dritten Reich befand, für den in den letzten Kriegsjahren ein weitläufiges Stollensystem für eine geheime Untertageproduktion angelegt wurde. Rund um die Geschichte der Eugen-Grill-Werke geht die Schau auf die politischen Entwicklungen und die gesellschaftlichen Umwälzungen der Jahre 1890 bis 1945 ein. Der Schwerpunkt der Präsentation liegt auf dem Leben und Arbeiten in Hallein in der Zeit zwischen der Spätphase der Habsburgermonarchie und dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Diktatur. Diese Zeitspanne wird unter anderem mit erstmals gezeigtem Bildmaterial aus dem Halleiner Stadtarchiv dokumentiert.

Bisher noch nicht ausgewertete Quellen, wie jene über die Bombardierung der Stadt in den letzten Kriegswochen bzw. andere über die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bevölkerung während des Zweiten Weltkrieges, dienen als Quellen für die dokumentarische Darstellung. «Stadt im Krieg» ist keine Kriegsausstellung, in der vorwiegend Waffen und Uniformen zu sehen sind. Vielmehr wird auf die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in der Stadt Hallein und Umgebung eingegangen. Zeitzeugenberichte dienen als Fenster in eine der wohl schrecklichsten Zeiten in Europa. Bildmaterial aus dem BMW-Archiv und aus Privatsammlungen zeigen die Gegebenheiten im und rund um den Rüstungsbetrieb.

Am Höhepunkt des Schreckens, in den letzten Kriegswochen des Zweiten Weltkrieges, wurde mit allen Mitteln versucht, die bereits besiegelte Niederlage zu ignorieren. Der aus ideologischen Motiven vorangetriebene Wahnsinn gipfelte in Hallein in der Inbetriebnahme eines unter höchster Geheimhaltung eingerichteten unterirdischen Rüstungsbetriebs noch im März 1945. Im Vorfeld wurde innerhalb weniger Monate unter der Leitung der «Organisation Todt» (OT) ein mehr als 8.000 Quadratmeter großes unterirdisches Areal geschaffen, das sogar auf mehr als 20.000 Quadratmeter erweitert werden sollte.

Das Hauptprodukt des Halleiner Rüstungsbetriebs, das Kommandogerät, war ein Steuerungsgerät für BMW-Flugzeugmotoren. Dieses erlaubte es dem Piloten, auf mechanische Weise Funktionen auszulösen, die in heutigen Flugzeugen von einem Computer geregelt werden. Die technische Meisterleistung stand im Dienste einer mörderischen Kriegsmaschinerie. Die Faszination für das in der Ausstellung präsentierte Steuerungsgerät muss deshalb auch im Zusammenhang mit den brutalen Begleitumständen dieser Neuentwicklung gesehen werden.

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