Press freedom award


HINTERGRUND UND BISHERIGE PREISTRÄGER
Hintergrund
Seit dem Jahr 2002 verleiht Reporter ohne Grenzen Österreich jährlich den Pressefreiheitspreis „Press Freedom Award — Signal für Europa" an Journalistinnen und Journalisten der Reformstaaten in Ost- und Südosteuropa. Angesichts der Erweiterung der EU erhält der Preis besondere Aktualität, denn mutiger und unabhängiger Journalismus ist eine unabdingbare Grundlage für Freiheit und Demokratie. Eine internationale Jury würdigt journalistische Leistungen im Sinne der Menschenrechte und der Pressefreiheit. Der Preis ist mit 8.000 Euro dotiert. Der Ehrenschutz liegt bei der österreichischen UNESCO-Kommission.

Mitglieder der internationalen Jury:
Freimut Duve, ehem. Medienbeauftragter der OSCE
Dunja Mijatovic, Medienbeauftragte der OSCE
Eva Nowotny, Präsidentin der österreichischen UNESCO-Kommisssion
Albert Rohan, früherer Generalsekretär des österreichischen Außenministeriums
Wolfgang Petritsch, österreichischer Botschafter bei der OECD in Paris
Preisträgerinnen und Preisträger 2002-2012
Press Freedom Award 2002
Der Journalisten, Friedensaktivist und Mitbegründer der „Charta 77" Petr Uhl aus Tschechien wurde 2002 mit dem erstmals verliehenen Press Freedom Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Die Förderungspreise wurden an Agnes Karácsony (Politik-Magazin 168 ótra) aus Ungarn und Jerzy Káliná (TV Polska) aus Polen verliehen.

Karácsony wurde für ihre Reportagen-Serie über die politischen Säuberungen imungarischen Fernsehen unter der Regierung Orban ausgezeichnet, Káliná für seine TV-Dokumentation „Die Jagd auf die Wahrheit" über Repressalien gegenüber Journalistinnen und Journalisten in Belarus.

Press Freedom Award 2003
Der Press Freedom Award 2003 ging in der Kategorie Printjournalismus an Željko Peratovic aus Kroatien für seinen investigativen Beitrag zur Aufarbeitung kroatischerKriegsverbrechen. Damit habe er «weit über die Grenzen Kroatiens hinaus als Vorbild gewirkt und dazu beigetragen, dass in Kroatien als erstem kriegsbeteiligten Land eine zeitgeschichtliche Debatte möglich wurde», so die Begründung der Jury.

Der in Belgrad/Serbien lebende Journalist Milorad Vesic wurde für seinen TV-Bericht über Korruption in Serbien für den Sender TV B92 ausgezeichnet. Die Jury erkannte ihm den Preis für seine Reportage über die widerrechtliche Vergabe von Staatswohnungen an Freunde und Verwandte von Beamten zu und anerkannte damit vor allem die Tatsache, dass der Journalist damit das Thema Korruption, eines der «heißesten Eisen» im politischen Alltag der Länder Südosteuropas, aufgegriffen hatte.

Die in Belgrad/Serbien lebende Journalistin Jelena Bjelica wurde in der Kategorie Publikationen für ihr Handbuch «Trafficking in Human Beings» ausgezeichnet. Das mehrsprachig herausgegebene Handbuch ist als Arbeitsunterlage für Journalisten gedacht, die sich mit dem Problem des Menschenhandels befassen, und soll sie mit wichtigen, objektiv recherchierten und ausgewerteten Informationen zu unterstützen.

Press Freedom Award 2004
In der Kategorie Printmedien ging der Press Freedom Award 2004 an Alina Anghel aus der Republik Moldau. Anghel hatte in ihren Artikeln für die Wochenzeitung «Timpul» in schonungsloser Weise das Fehlverhalten der regierenden Elite rund um Präsident Wladimir Woronin und die Auswirkungen von Korruption und Misswirtschaft auf das tägliche Leben der Bürger aufgedeckt. 2004 wurde die 29-jährige, auf investigativen Journalismus spezialisierte Frau von zwei Unbekannten nahe ihrer Wohnung zusammengeschlagen, nachdem sie zuvor monatelang telefonisch bedroht worden war.

In der Kategorie Elektronische Medien wurde der junge Journalist Andriy Shevchenko aus der Ukraine für seine TV-Dokumentation «The Faces of Protest» ausgezeichnet.
Dieser Film zeigt die Vorgänge in der Ukraine vor dem Machtwechsel von einer prorussischen zu einer westlich-orientierten Staatsführung und ist ein wichtiges Dokument für „Orange Revolution". Die Film-Dokumentation klärt über die Hintergründe der Demonstrationen gegen Ex-Präsident Kutschma nach dem rätselhaften Todesfall des regierungskritischen Journalisten Georgij Gongadze auf.

Im Bereich Online-Journalismus wurde Anca Paduraru aus Rumänien für ihre Artikel über psychiatrische Anstalten ausgezeichnet. Die in Bucharest lebende Autorin hatte ihre Serie unter dem Titel «Sehnsucht nach mehr als nur Pillen» im tschechischen Magazin «Transitions Online» unter dem Pseudonym Dumitru Balaci verfasst. Das unabhängige Journalistenzentrum Moldau kürte Paduraru bereits zwei Mal zur wichtigsten investigativen Journalistin Rumäniens.

Press Freedom Award 2005

Der Press Freedom Award 2005 richtete sich an Journalistinnen und Journalisten aus den Ländern Griechenland, Türkei und Zypern.

Der Journalist und Friedensaktivist Makarios Drousiotis aus Zypern wurde für seinen Artikel „Unser verfolgtes Land" über die jüngere Geschichte der geteilten Inselund die Schwierigkeiten der Vergangenheitsbewältigung ausgezeichnet. Drousiotis wurde besonders durch seinen Einsatz für die Verständigung zwischen den griechischen und türkischen Bewohnern Zyperns bekannt. In seinem preisgekrönten Text kritisiert er auch das Versäumnis, anlässlich des EU-Beitrittes seines Landes eine innereuropäische Lösung für den Zypernkonflikt zu finden.

Eine zweite Auszeichnung ging 2005 an Sevgül Uludag aus Zypern. Wie Drousiotis setzt sich auch Uludag in ihrem in der Zeitung „Alithia" erschienener Artikel „Reise zu den blinden Flecken" für eine offene und kritische Vergangenheitsbewältigung und den „Brückenbau" zwischen den beiden Teilen der Insel ein. Die für diverse Zeitungen und Magazine tätige Printjournalistin und Friedensaktivistin ist Initiatorin der zypern-weiten Frauen-NGO „Hands Across the Divide". Wegen eines kritischen Kommentars teilte ihr die auflagenstärkste zypriotische Tageszeitung wenige Monate nach der Preisverleihung mit, ihre Artikel nicht mehr zu veröffentlichen.

Die junge Journalistin Demet Bilge Ergün aus Istanbul/Türkei wurde für ihren berührenden Artikel „Geschichten über die Flucht aus der Hölle" ausgezeichnet. Ergünbeschreibt darin das Leben in einem Frauenhaus in Istanbul und die Leidenswege der dort versteckt wohnenden Frauen und Kinder. Die 1977 in Anatolien geborene Journalistin und Kommunikationswissenschafterin schreibt für die linksgerichtete türkische Tageszeitung „Radikal", u.a. über Frauenfragen und Soziales.

Press Freedom Award 2006
Der Press Freedom Award 2006 richtete sich an Journalistinnen und Journalisten aus Serbien und Kosovo.
Ausgezeichnet wurden die beiden serbischen Journalistinnen Svetlana Lukic und Svetlana Vukovic und der Kosovare Mirgjen Kelmendi.

Seit über sechs Jahren gestalten Svetlana Lukic und Svetlana Vukovic die Radiosendung «Sanduhr», einmal pro Woche 90 Minuten lang auf der Frequenz des Belgrader Radiosenders B92. Beharrlich behandeln sie die Themen, die weh tun können: Vergangenheit, Kriegsverbrechen und Verantwortung, Zivilgesellschaft und Menschenrechte. Rund 200.000 Hörer haben die beiden — und einen Kreis von etwa 100 kritischen Geistern, die in ihrer Sendung zu Wort kommen.

Auch Mirgjen Kelmendi stellt Fragen, die keiner hören will. Er ist Kosovare. Mit seiner kleinen und anspruchsvollen Wochenzeitung «Java» hat er sich bewusst zwischen die nationalistischen Lager gestellt und kämpft um Raum für abweichende Meinungen.

Press Freedom Award 2008

In diesem Jahr wird die Auszeichnung den neuen EU-Ländern Rumänien und Bulgarien gewidmet.

Der Press Freedom Award wird von der politisch unabhängigen Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen dieses Jahr in den Kategorien Printmedien, elektronische Medien und Medienagentur vergeben. Bei der Verleihung wurden die Beiträge von Svetlana Batalova (Bulgarien), Kristina Koleva-Tuntcheva (Bulgarien) und Ovidiu-Mihai Vanghele (Rumänien) prämiert.

Ovidiu-Mihai Vanghele aus Rumänien wird mit dem Press Freedom Award 2008 in der Kategorie Medienagentur, die dieses Jahr das erste Mal verbergen wird, geehrt. Mit seiner Arbeit hat er die Machenschaften des rumänischen Agrarminister Decebal Traian Remes aufgedeckt und so seinen Rücktritt bewirkt. Erschienen ist seine Arbeit über Mediafax, die als Teil der unabhängigen rumänischen Nachrichtenagentur Media Pro group eine führende Rolle in der Nachrichtenvermittlung einnimmt.

Die Auszeichnung für den besten Fernsehbeitrag geht in diesem Jahr nach Bulgarien, an Kristina Koleva-Tuntcheva. Ihr Beitrag über Krebspatienten, die durch den Rost der medizinischen Versorgung fallen, thematisiert, dass überteuerte Medikamente und die Weigerung des Staates die Kosten dafür zu übernehmen, die Familien neben der körperlichen und seelischen Belastung auch noch in den finanzielle Ruin treiben.

Svetlana Batalova erhält den Preis in der Kategorie Print-Journalismus. Sie deckt in ihrer Publikation Menschenhandel innerhalb der EU auf. Anhand eines Einzelschicksals wird geschildert, wie in Bulgarien Menschen als Sklaven nach Griechenland verkauft werden. Mit Jobangeboten locken die Schlepper arbeitslose Männer und Frauen, um sie dann als Sklaven in das südliche Nachbarland zu verkaufen. Ihr Beitrag ist in der Wochenzeitschrift 168 Hours erschienen.

Press Freedom Award 2009
In diesem Jahr wurde von Reporter ohne Grenzen erstmals zwei inhaftierte Journalisten mit dem Press Freedom Award ausgezeichnet. Auf Vorschlag des OSCE-Medienbeauftragten Miklos Haraszti wählte die internationale Jury die Journalisten Eynulla Fatullayev und Ganimat Zahidov, beide aus Aserbaidschan, zu den diesjährigen Gewinnern. Haraszti begründet die Entscheidung der Jury: „Die beiden Reporter aus Aserbaidschan wurden für ihre Standhaftigkeit und ihren Mut als kritische und investigative Journalisten ausgezeichnet." Beide Journalisten wurden bereits mehrmals von der Regierung verfolgt und angeklagt. Nun wurden die beiden Männer zum einen wegen Anstiftung zu Terror und Steuerhinterziehung und zum anderen wegen Hooliganismus verurteilt. Haraszti: „Immer öfter sind wir damit konfrontiert, dass Journalisten offiziell nicht aufgrund ihrer journalistischen Tätigkeit verurteilt werden, sondern dass sonstige Anklagepunkte konstruiert werden. So verhält es sich auch mit den beiden Preisträgern. Damit versucht man Journalisten sozusagen auf Umwegen zu kriminalisieren, um formal nicht mit dem Gebot der Pressefreiheit in Konflikt zu geraten."

Neben den beiden Auszeichnungen wurden 2009 auch zwei Anerkennungen vergeben. Die erste ging an die junge Journalistin Marianna Grigoryan aus Armenien. Sie konnte die Jury mit ihrer mutigen Analyse ihres Heimatlandes überzeugen. Die Armenierin, eine erfahrene Reporterin, arbeitet seit Jahren im Journalismus und hat sich auf die Themen Umweltpolitik, Gesundheit und Soziales spezialisiert.

Die zweite Anerkennung erhielt das georgische Medium Batumelebi. Batumelebi (übersetzt: Menschen von Batumi) ist eine unabhängige und innovative Wochenzeitung. Innerhalb von zwei Jahren entwickelte sie sich von einer regionalen Zeitung zu einem nationalen Medium, die einen wichtigen und überaus professionellen Beitrag für die georgische Medienlandschaft leistet und ein Musterbeispiel für Pressefreiheit, journalistische Grundsätze und Mut ist.

Press Freedom Award 2010
Russsische Journalisten mit ROG — Press Freedom Award 2010 ausgezeichnet
Feierliche Preisverleihung im Haus der Europäischen Union=

Am 10. Dezember 2010, dem internationalen Tag der Menschenrechte, fand im Haus der Europäischen Union die feierliche Verleihung des «Press Freedom Award 2010» durch Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen/Österreich und Albert Rohan, Sprecher der Jury, statt. Der mit jeweils EUR 4.000 dotierte Preis geht dieses Jahr an die russische Journalistin Olga Bobrova/Nowaja Gaseta und den russischen Journalisten Michail Beketow/Chimkinskaja Prawda
Presseaussendung

Press Freedom Award 2011
Der Press Freedom Award ehrt in diesem Jahr mutige und kritische JournalistInnen aus Ungarn. Dr. Albert Rohan, Sprecher der Jury und früherer Generalsekretär des österreichischen Außenministeriums zu den Preisträgern: „Rényi Pál Dániel und Maria Vásárhelyi sind die Empfänger des Press Freedom Awards 2011. Der in diesem Jahr für Ungarn ausgeschriebene Preis wurde für Beiträge zum Thema Pressefreiheit in den Wochenzeitungen Magyar Narancs bzw. Elet es Irodalom verliehen.

Die Jury begründete ihre Entscheidung mit der hervorragenden fachlichen Qualität der vorgelegten Arbeiten, der Aktualität ihrer Thematik für die ungarische Gesellschaft und dem persönlichen Mut, den die beiden Journalisten durch die Publikation kritischer Artikel zu dieser Frage bewiesen haben." Dies ist vor allem deshalb relevant, da erst kürzlich in Ungarn das neue Mediengesetz, das Medien kontrollieren und bestrafen darf, beschlossen wurde.

Reporter ohne Grenzen sieht diese Restriktion als ernste Bedrohung der Pressefreiheit und Missachtung der Menschenrechte. „Der Award soll nicht nur die hervorragende Arbeit der Preisträger auszeichnen, sondern auch auf die demokratiepolitischen Missstände in unserem Nachbarland aufmerksam machen", so Rubina Möhring.
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