Coronavirus: wie kann ich mich als herzpatient schützen?

Vorsicht ja, Panik nein. So lautet die Empfehlung der Herzspezialisten zum neuartigen Coronavirus. Lesen Sie hier, worauf es nach derzeitigem Wissensstand für Patienten mit angeborenen Herzfehlern und ihre Angehörigen ankommt.

Die Infektionswelle mit dem neuen Virus Covid-19/SARS-CoV-2 zieht um den Globus und ist inzwischen auch in Deutschland angekommen. Die öffentliche Debatte zur Pandemie mit dem neuartigen Coronavirus verunsichert auch Eltern von Kindern mit angeborenen Herzfehlern sowie Jugendliche und Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern. Nicht hilfreich sind hier sachlich und medizinisch unkorrekt weitergegebene Informationen sowie irreführende Fehlinformationen, die über die sozialen Netzwerke rasch in Umlauf geraten. Das sagen die Experten:

Was wir bis jetzt wissen

Das Coronavirus wird von Mensch zu Mensch übertragen. Die Inkubationszeit beträgt vermutlich 14 Tage. Die Ansteckung erfolgt auch durch Erkrankte, die nur wenige oder gar keine Symptome haben. Das Virus wird vor allem über Sekrete der Atemwege übertragen. Die Infektion verursacht meist ähnliche Beschwerden wie eine leichte Erkältung oder ein grippaler Infekt. Zu den bislang festgestellten Symptomen zählen unter anderen ein trockener Husten, hohes Fieber und starke Kopfschmerzen. Berichtet wurde manchmal auch von Magen-Darm-Beschwerden sowie laut einer aktuellen Umfrage des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn unter mehr als 100 Infizierten im Kreis Heinsberg von einem mehrtägigen Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns. Der neue Erregerstamm Covid-19/SARS-CoV-2 gehört dabei offenkundig zu den Viren, die bei besonderen Patientengruppen auch schwere Infektionen der Atemwege wie eine Lungenentzündung hervorrufen können. Das Vorliegen einer Herzerkrankung mit Lungenbeteiligung stellt von daher ein großes Risiko dar.

Milde Verläufe bei gesunden Kindern

Nach den aktuell vorliegenden Informationen und ersten Studien aus China zeigen sich insbesondere bei ansonsten gesunden Kindern und Jugendlichen bei einer Covid-19/SARS-CoV-2-Erkrankung kaum schwerwiegende Symptome. Dies war selbst bei nachgewiesenen Lungenentzündungen der Fall. In dieser jungen Patientengruppe verlaufen die meisten Infektionen mild. Infizierte Kinder können jedoch eine hohe Anzahl an Erregern im Hals- und Rachenbereich haben und somit andere, auch erwachsene Personen, schneller infizieren.

Vorsicht, aber keine Panik

Die bislang für schwerere Krankheitsverläufe bekannten Risikofaktoren wie zum Beispiel chronische Herzerkrankungen, chronische Atemwegserkrankungen, Diabetes, und Bluthochdruck betreffen derzeit vor allem ältere Erwachsene. Zu der Frage, ob es sich bei Kindern und jungen Erwachsenen mit chronischen Herz- und Lungenerkrankungen ähnlich verhält, gibt es bislang noch keine Studienergebnisse. Es ist daher – wie bei anderen Infektionserkrankungen auch – generell bei allen Kindern und Erwachsenen mit moderat bis schwer eingestuften angeborenen Herzfehlern Vorsicht geboten, ein Grund zur Panik besteht jedoch nicht.

Risikogruppen

Anzunehmen ist, dass die Gruppe der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern, für die eine Coronavirus-Infektion mit einem hohen Risiko einhergeht, der Patientengruppe vergleichbar ist, für die eine Infektion etwa durch Influenza- und RS-Viren bzw. weitere Viren, die schwerwiegende Atemwegserkrankungen auslösen, bedrohlich werden kann. Zu dieser Risikogruppe gehören Säuglinge mit bislang nicht korrigierten Herzfehlern, Kinder und Erwachsene mit bedeutsam vermehrten oder vermindertem Lungenblutfluss sowie Kinder und Erwachsene mit Herzinsuffizienz oder pulmonaler Hypertonie. Besonders erhöht ist das Risiko zudem bei Herz-Patienten, die mit einer angeborenen Immunschwäche zu tun haben (etwa bei vorliegender 22q11 oder Trisomie 21 ) oder die nach einer Herztransplantation oder Lungentransplantation Medikamente einnehmen müssen, die die Funktionen des Immunsystems vermindern. Allerdings stehen Studien, die die genannten Risikogruppen auch in Bezug auf die Infektion mit Covid-19/SARS-CoV-2 bestätigen, noch aus.

Richtig vorbeugen, Verbreitung verlangsamen

Wir können den betroffenen Patienten, ihren Eltern und Angehörigen daher nur zur Vorsicht und zur unbedingten Einhaltung der Hygieneempfehlungen raten. Risikopatienten empfehlen wir dabei dringend auch die Überprüfung ihres Impfschutzes gegen Grippe. Fälle von Corona- und Grippe-Infektionen wurden auch als Doppel-Infektion berichtet. Da zudem die Lungenentzündung die Hauptkomplikation darstellt, sollte bei Risiko-Patienten mit angeborenen Herzfehlern unbedingt auch der gegen Pneumokokken empfohlene Impfschutz überprüft werden, um etwa einer Doppel- oder Zweit-Infektion und den damit verbundenen Risiken sicher vorbeugen zu können. Insgesamt gilt für alle Patienten mit angeborenen Herzfehlern wie für herzgesunde Menschen auch, sich nach Möglichkeit vor einer Infektion zu schützen. Dies dient insbesondere auch dazu, die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen.

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