Nach über 30 Stunden hat ganz Köpenick wieder Strom

«Seit 21:22 fließt in #Köpenick überall der Strom wieder» — das meldete Vattenfall am Mittwochabend. Einige der rund 30.000 betroffenenen Haushalte hatten da mehr als 30 Stunden lang auf eine Stromversorgung verzichten müssen.

Das Wichtigste zum Stromausfall in Köpenick in Kürze:

— Seit etwa 21:30 Uhr am Mittwochabend sind die Köpenicker wieder vollständig an das Stromnetz angeschlossen.

— Rund 30.000 Haushalte und 2.000 Betriebe waren sind seit Dienstagmittag ohne Strom, betroffen waren die Ortsteile Köpenick, Müggelheim, Grünau, Bohnsdorf und Teile Lichtenbergs.

— Ursache für den Ausfall waren Bauarbeiten an der Salvador-Allende-Brücke, bei denen eine wichtige Stromleitung sowie die Ersatzleitung zerstört wurden.

Nach dem mehr als eintägigen Stromausfall in Berlin-Köpenick ist der Berliner Stadtteil Köpenick wieder am Netz. Am Mittwochabend meldete der Stromkonzern Vattenfall über Twitter: «Seit 21:22 fließt in #Köpenick überall der Strom wieder!» Viele Haushalte waren da seit über 30 Stunden ohne Strom.

Gegen 18:30 Uhr hatten erste Häuser dort wieder Licht. Wie eine Vattenfall-Sprecherin sagte, wurde versucht, Straßenzug um Straßenzug mit Strom zu versorgen.

Am Dienstagmittag war die Stromversorgung in großen Teilen des Stadtteils zusammengebrochen, weil bei Bauarbeiten an der Salvador-Allende-Brücke Leitungen zerstört worden waren. Rund 30.000 Haushalte und 2.000 Betriebe waren betroffen. Die Kabel mussten Vattenfall zufolge komplett erneuert werden. Zunächst war angekündigt worden, der Schaden solle bis 15 Uhr behoben sein. Doch die Reparaturarbeiten waren umständlich und gingen deshalb langsamer voran als zunächst geplant. «Es gab einen solchen Fall einfach noch nicht», so die Vattenfall-Sprecherin.

Mehrere «unglückliche Komponenten» sorgen für Verzögerungen

Bereits am Mittwochvormittag hieß es, dass es «sportlich» werde, die Reparaturarbeiten wie angestrebt bis 15 Uhr abzuschließen. Es kämen mehrere «unglückliche Komponenten» zusammen, die man in dieser Form noch nicht gehabt habe. «Die bauliche Situation lässt wenig Spielräume.» Und: «Man wolle sauber, sicher und sorgfältig arbeiten», so die Sprecherin.

Mehrere Arbeiter seien mit der Reparatur der Stromleitungen an der Salvador-Allende-Brücke beschäftigt. Schwierig sei, dass bei einer Bohrung neben dem Hauptkabel auch das Ersatzkabel beschädigt worden sei. Beide Kabel liegen nach Angaben der Sprecherin etwa einen Meter voneinander entfernt unter der Erde. Die Reparaturarbeiten würden dadurch erschwert, dass es sich um eine enge Baustelle handele. Brücken bedeuteten immer einen Engpass, so die Sprecherin. Die Baugrube biete nur Platz für vier bis sechs Arbeiter.


Die Stromleitungen waren bei einer Bohrung zerstört worden. «Es ist zu einer Horizontalbohrung gekommen, dadurch wurden zwei Kabelsysteme zerstört», sagte Jürgen Schunk von Stromnetz Berlin im rbb. «Damit war das Umspannwerk dann ohne Spannungsversorgung.» Die Tiefbaufirma, die die Bohrung durchführte, habe keine Trassenauskunft über verlegte Kabel oder Leitungen eingeholt, so Schunk weiter. «Die haben einfach losgebohrt.»

30.000 Haushalte betroffen

Wegen des Stromausfalls waren von Dienstag, 14:10 Uhr bis Mittwochabend rund 30.000 Haushalte ohne Strom. Laut Verkehrsinformationszentrale Berlin (VIZ) waren die Ortsteile Köpenick, Müggelheim, Grünau, Bohnsdorf und auch Teile des Bezirks Lichtenberg betroffen. Da auch Sendemasten ohne Strom waren, war auch das Mobilnetz eingeschränkt.

Zudem waren infolge des Stromausfalls auch die Blockheizkraftwerke Köpenick und Friedrichshagen vom Netz, so Vattenfall. Das betraf demnach rund 5.000 Haushalte.

Der Bezirk hatte in mehreren mit Strom versorgten Schulen Betreuungszentren für Bürgerinnen und Bürger eingerichtet, die tagsüber nicht in ihren kalten Wohnungen sitzen wollen.

Auch Notrufnummern ausgefallen

Betroffen von dem Stromausfall waren auch die Notrufnummern 110 und 112. Der stellvertretende Landesbranddirektor Karsten Göwecke rief die betroffenen Bürger in der Abendschau dazu auf, darauf zu achten, ob es den Nachbarn gut gehe. In akuten Fällen sollte die nächste Feuerwache aufgesucht werden.

Die Berliner Feuerwehr sammelte sich an den Standorten. Alarmiert waren auch Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, um zum Beispiel Menschen in Krankenhäuser zu bringen, deren Atmungsgeräte zuhause ausgefallen sind. Einen Ausfall der Notrufnummern habe es laut Göwecke auch in der Vergangenheit schon gegeben — ein so langer Ausfall sei jedoch außergewöhnlich, betonte er.

Probleme auch bei Straßenbahn und S-Bahn

Auswirkungen hatte der Stromausfall auch auf den Verkehr: Es waren zahlreiche Ampelanlagen außer Betrieb. Auch Straßenbahnlinien im Bereich der Altstadt Köpenick konnten nicht fahren, Einschränkungen gab es auf den Linien 62, 68 und 27. Die S-Bahnlinie S85 verkehrte wegen des Stromausfalls derzeit nur zwischen Pankow und Schöneweide.

Schulfrei am Mittwoch — aber nicht überall

Wegen des folgenschweren Stromausfalls blieben zahlreiche Schulen und Kindergärten in den betroffenen Ortsteilen am Mittwoch geschlossen. Das teilte das Bezirksamt Treptow-Köpenick am Dienstagabend auf seiner Website mit. Betroffen seien die Ortsteile Bohnsdorf, Grünau, Köpenick, Müggelheim und Schmöckwitz.

Entgegen erster Informationen des Bezirks waren aber nicht alle Schulen vom Stromausfall betroffen. Die Uhlenhorst-Grundschule, das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, die Merian-Schule und die Hauptmann-von-Köpenick Grundschule doch Strom. Dort fand Unterricht statt.

Polizei verstärkt Präsenz

Um in Notfällen besser für die betroffenen Menschen erreichbar zu sein, griff die Berliner Polizei in der Nacht zu ungewöhnlichen Maßnahmen: Zum einen seien deutlich mehr Polizisten im Einsatz, um für die Bevölkerung ansprechbar zu sein, sagte eine Sprecherin. Außerdem schickte die Polizei am späten Abend vier Fahrzeuge nach Köpenick, die dort als «stationäre Wachen» dienen sollten.

Insgesamt seien 400 Polizeibeamte im betroffenen Gebiet eingesetzt, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwochmorgen auf Nachfrage von rbb|24. Es sei in der Nacht zu keinen nennenswerten Vorfällen gekommen.

Neben Polizei und Feuerwehr seien auch die Fahrer der BVG Ansprechpartner im Notfall. Sie könnten über Funk einen Notruf absetzen, sagte Bezirksbürgermeister Oliver Igel im rbb-Inforadio.

Patienten aus Krankenhaus Köpenick notverlegt

Aus dem Krankenhaus Köpenick mussten wegen des Stromausfalls 23 Patienten von Intensivstationen in andere Einrichtungen notverlegt werden. Wie die Berliner Feuerwehr am frühen Mittwochmorgen im Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte, konnte die Stromversorgung im Krankenhaus mit Hilfe des THW wieder hergestellt werden.

Insgesamt sei die Versorgung der Patienten in den Krankenhäusern Köpenick und Hedwigshöhe sowie der Bewohner von Pflegeeinrichtungen durchgehend sichergestellt gewesen, teilte die Senatsgesundheitsverwaltung am Mittwoch mit. Eine Intensivpflege-Wohngemeinschaft sei evakuiert und die Bewohner in Krankenhäusern sowie in anderen Einrichtungen des Trägers untergebracht worden.

Da ambulante Patienten in den Notaufnahmen der Krankenhäuser derzeit nicht behandelt werden können, verstärkte die Kassenärztliche Vereinigung auf Anregung des Krisenstabs der Senatsgesundheitsverwaltung den ärztlichen Bereitschaftsdienst.

Entschädigung kann online beantragt werden

Eine Entschädigung kann beim Versorgungsunternehmen Stromnetz Berlin online beantragt werden. Bei Stromausfällen, die länger als drei Stunden andauern, zahlt der Versorger 20 Euro pro Haushalt. Kunden müssen dafür ein Formular auf der Website des Unternehmens ausfüllen und dort ihre Zählernummer und Bankverbindung angeben. Jürgen Schunk von Stromnetz Berlin wies im rbb aber darauf hin, dass es sich dabei um eine «Kulanzzahlung» handele. Eine Forderung nach Schadenersatz müsse an den Verursacher gerichtet werden — das sei die Baufirma.

Betroffener Bereich des Stromausfalls

Ein Karte der vom Stromausfall betroffenen Haushalte in Köpenick (Bild: Abendschau)

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